Eine Lange Zeit war es Wissenschaftlern und Ärzten ein Rätsel, warum sich bei einigen Menschen weiße Flecken auf der Haut bilden, welche auch durch Sonnenlicht keine Farbe annehmen. Mittlerweile gilt jedoch als gesichert, dass es sich bei Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) um eine Autoimmunerkrankung handelt. Andere Hypothesen, welche annehmen dass sich die Melanozyten selbst zerstören oder dass diese durch einen Nervenstoff zerstört werden, der in der Haut produziert wird, werden zwar ebenfalls diskutiert, sind jedoch eher unwahrscheinlich. Letztere Theorien werden in Fachkreisen als Selbstzerstörungshypothese und Neuralhypothese bezeichnet.
Welche Autoimmunerkrankungen begleiten Vitiligo?
Vitiligo wird häufig von anderen Autoimmunerkrankungen begleitet. Welche das sind, ließt du im folgenden Abschnitt.
- Hashimoto
Eine chronisch entzündete Schilddrüse führt zum typischen Krankheitsbild von Hashimoto-Thyreoiditis. Symptome sind Müdigkeit, eine allgemeine Schwäche oder Hautveränderungen. Die Begleiterscheinungen von Hashimoto sind jedoch sehr vielfältig, und können je nach Patient individuell und unterschiedlich ausfallen. So kann es beispielsweise bei einigen betroffenen zu Heiserkeit kommen, andere Personen dagegen haben unter Erektionsproblemen zu leiden. Frauen erkranken statistisch etwas häufiger als Männer. Die Beschwerden lassen sich durch die Einnahme von Medikamenten mildern und teilweise vollständig unterdrücken. - Schuppenflechte
Schuppenflechte, auch Psoriasis, ist eine Autoimmunerkrankung, die viele Ähnlichkeiten und Parallelen mit Vitiligo aufweist. Beide Erkrankungen verlaufen schubweise und äußern sich vorwiegend auf der Hautoberfläche. Je nach Ausmaß und Größe der Läsionen können sowohl die Weißfleckenkrankheit als auch Psoriasis die Lebensqualität von betroffenen Personen stark einschränken. Außerdem sind in beiden Fällen Entzündungsreaktionen in der Haut für die Symptomatik verantwortlich. Bei der Schuppenflechte verändert sich die Haut dahingehend, dass sie stellenweise schuppt und ein rötliches Aussehen bekommt. In Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen von der Autoimmunerkrankung betroffen. - Neurodermitis
Wie alle Autoimmunerkrankungen ist auch Neurodermitis nicht ansteckend. Anders als bei Vitiligo entwickeln Patienten dabei keine weißen Flecken auf der Haut, sondern Hautausschläge mit einem anhaltenden und quälenden Juckreiz. Dieser Juckreiz kann sich negativ auf die Lebensqualität auswirken, vor allem wenn dadurch der Schlaf gestört ist und keine ausreichende Erholung mehr gewährleistet ist. Wenn dem Juckreiz nachgegeben wird und Patienten sich kratzen, bilden sich manchmal Entzündungen mit Blasen, die auch nässen können. Mit dem Abklingen eines Schubs bessert sich der Hautzustand, allerdings wird die Hautoberfläche sehr trocken und kann sich pellen. Mit der Zeit wird die Haut durch diese Belastungen dicker und rissiger. Ähnlich wie bei Vitiligo können auch hier UV-Licht und Salben mit Tacrolimus für Linderungen sorgen. - Kreisrunder Haarausfall
Der Kreisrunde Haarausfall sorgt, wie der Name bereits vermuten lässt, beim Patienten dafür, dass sich haarlose Areale auf dem Kopf bilden. Auch hier handelt es sich nicht um eine altersbedingte Veränderung des Haarwuchses, sondern wie bei Vitiligo um eine Autoimmunerkrankung. Diese kann ohne Zutun des Patienten ausheilen (Spontanheilung), oder aber chronisch verlaufen. In diesem Fall gibt es eine weit gefächerte Bandbreite von Möglichkeiten zur topischen Behandlung. - Multiple Sklerose
Auch bei dieser Autoimmunerkrankung sind Frauen wesentlich häufiger betroffen als Männer. Die Zahl der weiblichen Patienten ist dabei etwa doppelt so hoch als bei Männern. Es wird daher vermutet, dass hier ähnlich wie bei der Weißfleckenkrankheit hormonelle Einflüsse ursächlich sind. Multiple Sklerose lässt sich nicht heilen, jedoch können der Verlauf und die Symptome etwas gebremst werden. Die häufigsten Anzeichen sind ein Taubheitsgefühl, Gleichgewichtsstörungen und rasche Erschöpfungszustände bei körperlichen Tätigkeiten. Die Autoimmunerkrankung ist anders als etwa Vitiligo teilweise mit schwerwiegenden körperlichen Einschränkungen verbunden. - Diabetes Typ 1
Wie bei Vitiligo spielt bei Diabetes Typ 1 ebenfalls eine Fehlfunktion des Immunsystems eine Rolle. Dabei wird durch eine Störung in der Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert. Die Autoimmunerkrankung tritt familiär gehäuft auf, das Risiko für eine Erkrankung ist also besonders hoch, wenn Personen im familiären Umkreis oder enge Verwandte ebenfalls betroffen sind. Um den Blutzuckerspiegel nicht zu stark ansteigen zu lassen, wird in erster Linie mit einer Insulintherapie behandelt.
So entsteht eine Autoimmunerkrankung
Bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen, aus denen sich Beschwerden wie Psoriasis oder Vitiligo entwickeln, sind vermutlich in erster Linie auf genetische Ursachen zurückzuführen. Aufgrund der Tatsache, dass es häufig familiäre Häufungen gibt, ist die Veranlagung wahrscheinlich ausschlaggebend. Im Verdacht stehen zudem Umweltfaktoren, die das Immunsystem überstrapazieren.
So werden Vitiligo und andere Autoimmunerkrankungen ausgelöst
Vorhandene genetische Veranlagungen sind jedoch nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit dem Ausbrechen einer Autoimmunerkrankung. Auch Vitiligo tritt häufig das erste mal nach bestimmten Ereignissen in Erscheinung. Bekannte Auslöser sind:
- Negativer Stress
- Schockerlebnisse
- Verletzungen und Erkrankungen
- Vitamin-D-Mangel
- Sonnenbrände
In sehr stressigen, ereignisreichen oder psychisch / physisch belastenden Lebensphasen bemerken betroffene häufig das erste Mal die weißen Flecken. Aber auch nach Sonnenbränden, schweren Erkrankungen oder einem Mangel an Vitamin D kann dies der Fall sein.
Was kann ich tun, um Autoimmunerkrankungen einzudämmen?
Der erste und am einfachsten umzusetzende Schritt im Kampf gegen Vitiligo und andere Autoimmunerkrankungen ist es, die auslösenden Faktoren anzugehen. Die Prävention von Stress sollte dabei Vorrang haben. Versuche, nach Möglichkeit stress und psychisch belastenden Situationen aus dem Weg zu gehen. Außerdem ist es wichtig, Verletzungen und schweren Erkrankungen vorzubeugen, da auch diese für den Körper stressig sind. Dazu ist ein erholsamer Schlaf essentiell, denn hierbei erholt und regeneriert sich der Körper von belastenden Situationen. Speziell bei Vitiligo sollte zudem die Sonne nicht vollständig gemieden werden, da sie den Körper zur Produktion von Vitamin D anregt und das lokale Immunsystem auf der Haut moduliert.
Nicht nur eindämmen, sondern auch effektiv behandeln lässt sich Vitiligo als Autoimmunerkrankung übrigens mit einer Bestrahlungs- oder Lasertherapie. Diese sollte langfristig ausgelegt sein und kann durch verschiedene Mittel wie Ginkgo unterstützt werden. Besonders beruhigend auf das überaktive Immunsystem wirkt ein Klimaaufenthalt am toten Meer.
Impfungen bei Vitiligo
Im Zuge der Corona-Pandemie und der Entwicklung von Impfstoffen kommt immer häufiger die Frage auf, ob Menschen mit Autoimmunerkrankungen sich gegen Corona impfen lassen sollten. Die Frage ist durchaus berechtigt, denn Impfreaktionen können nachweislich durchaus ungewünschte autoimmune Reaktionen im Körper auslösen. Der Zusammenhang wurde bereits 2005 durch eine Studie, welche im Fachmagazin Vaccine erschien, bestätigt. Dies wurde zwar nur in Verbindung mit einer genetischen Veranlagung nachgewiesen, diese ist jedoch bei bereits von der Weißfleckenkrankheit betroffenen Personen durchaus vorhanden. Trotzdem empfiehlt die STIKO die Corona-Impfung auch für Menschen mit Autoimmunerkrankungen.
Ob nach einer Impfung gegen Corona tatsächlich der Verlauf einer Vitiligo negativ beeinflusst wird, ist individuell unterschiedlich. Während sich bei einigen betroffenen keine Veränderungen bemerkbar machen, gibt es bei anderen entweder nach der ersten, zweiten oder dritten Dosis einen Schub der Autoimmunerkrankung. Aber: Auch eine Infektion mit Covid-19 kann einen Schub auslösen, wie einige Erfahrungsberichte zeigen.
Fazit: Vitiligo ist ursächlich nicht heilbar, aber behandelbar
Eine Autoimmunerkrankung ist zwar an sich nicht direkt heilbar, in vielen Fällen lassen sich jedoch durch Therapien die Symptome sehr gut behandeln. Dies gilt auch für Vitiligo. Hier ist es sogar möglich, die weißen Flecken durch Bestrahlung und anderen Maßnahmen vollständig zu beseitigen. Eine erneute Fleckenbildung wird anschließend durch eine Erhaltungstherapie verhindert. Dabei werden Maßnahmen wie Bestrahlungen in kleinerem Umfang fortgesetzt. Statt 2 oder 3 mal wöchentlich müssen sich Patienten so beispielsweise nur noch etwa alle 14 Tage gezielt UV-Licht aussetzen. Durch die Behandlung anderer, begleitender Autoimmunerkrankungen kann dabei auch der Verlauf der Weißfleckenkrankheit positiv beeinflusst werden.