Sie schmerzt nicht, ist jedoch chronisch, psychisch belastend und macht die Haut anfällig für Sonnenbrände. Die sogenannte Weißfleckenkrankheit betrifft rund 1 bis 2 Prozent aller Menschen rund um den Globus, wobei Frauen tendenziell häufiger an den teilweise auffälligen optischen Symptomen leiden. Die genauen Ursachen sind unklar, es lassen sich jedoch bestimmte Faktoren ausmachen, welche als Auslöser der Hauterkrankung gelten. Welche Rolle spielt eigentlich die Schilddrüse bei Vitiligo? Auf diese Frage gehen wir in diesem Beitrag ein.
Vitiligo: Schilddrüsenwerte checken lassen
Wer an Vitiligo erkrankt ist, sollte sich nach Möglichkeit auch auf eine Unterfunktion der Schilddrüse oder auf entsprechende Antikörper hin untersuchen lassen. Das ist unter Umständen notwendig, um eine Besserung des Zustandes zu erreichen oder das Fortschreiten zu stoppen. Denn eine Auswertung aus 39 Studien hat ergeben, dass betroffene Patienten statistisch betrachtet eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Fehlfunktion haben. Etwa ein Fünftel (20,8 Prozent) aller Fälle weisen Antikörper gegen bestimmte Komponenten des Organs auf. Weitere 15,1 Prozent der untersuchten Fälle hatten eine Erkrankung desselben entwickelt. Es ist daher sinnvoll, den TSH-Wert kontrollieren zu lassen, um einen Zusammenhang ausschließen zu können.
Schilddrüsenunterfunktion durch Hashimoto
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann wiederum auf Hashimoto-Thyreoiditis zurückzuführen sein, ebenfalls einer Autoimmunerkrankung. Dabei richtet sich der Körper, ähnlich wie bei Vitiligo auch, gegen eigene Zellen und zerstört diese. Infolge dessen produziert das Organ weniger Hormone, was Symptome wie Müdigkeit oder Hautveränderungen nach sich zieht. Zu Beginn einer solchen Erkrankung kann sich zeitweise aber auch eine Überfunktion einstellen. Weitere Anzeichen und Beschwerden sind eine trockene Haut, Gewichtszunahme oder psychische Probleme.
Diese Auswirkungen hat eine Fehlfunktion der Schilddrüse
Eine Fehlfunktion oder Unterfunktion der Schilddrüse hat wahrscheinlich keine direkten Auswirkungen auf eine bestehende Vitiligo. Es ist trotzdem empfehlenswert, einer etwaigen Fehlfunktion entgegenzuwirken, da die Ursachen für diese ähnlich wie die einer Vitiligo sein könnten. Unter Umständen ließe sich somit bei einer Therapie ein besseres Ergebnis erreichen. Außerdem können die Folgen indirekt negativ auf die Weißfleckenkrankheit einwirken, denn die zahlreichen Beschwerden wie ein Schwund der Magenschleimhaut können sogenannte Trigger-Faktoren sein, die manchmal zu neuen Schüben führen.
Zudem gibt es weitere indirekt zusammenhängende Folgen einer nicht richtig funktionierenden Schilddrüse und Vitiligo. Dazu zählen verlangsamte Stoffwechselprozesse, ein erhöhter Cholesterinspiegel und Depressionen, welche emotionalen Stress erzeugen. Letzterer sollte jedoch vermieden werden, um eine Ausbreitung der Flecken nicht zu provozieren.
Risiko für andere Autoimmunerkrankungen bei Vitiligo
Da Vitiligo eine Autoimmunerkrankung ist, besteht wie bei anderen Erkrankungen wie Hashimoto oder Psoriasis das erhöhte Risiko, weitere Krankheitsbilder zu entwickeln. So leiden tatsächlich überdurchschnittlich viele Patienten neben der Weißfleckenkrankheit an Hashimoto, Schuppenflechte oder kreisrundem Haarausfall.
Es kann demnach von Vorteil sein, eine Behandlung ganzheitlich auf die verschiedenen Beschwerden auszurichten. Die Behandlung der nicht ordnungsgemäß arbeitenden Schilddrüse bei Hashimoto erfolgt meist medikamentös. Dagegen kann die Bestrahlung der Haut bei Vitiligo mit der Behandlung einer Schuppenflechte parallel verlaufen, da auch hier Besserungen durch UV-Licht erzielt werden können.
Kann eine Behebung die Weißfleckenkrankheit heilen?
Eine Heilung im eigentlichen Sinn kann höchstwahrscheinlich durch die Behandlung von Schilddrüsen-Fehlfunktionen nicht gezielt angestrebt werden. Es gibt jedoch immer wieder Einzelberichte, in denen betroffene einen Rückgang der Flecken bei Vitiligo beschreiben, nachdem beispielsweise Medikamente eingenommen wurden, welche die Schilddrüsenwerte wieder ins Gleichgewicht brachten.
Ähnliches ist auch hin und wieder bei Behebung anderer Beschwerden zu beobachten. Beispielsweise kann es in seltenen Fällen bei Vitiligo zu einer Spontanheilung kommen, nachdem eine Leber- oder Darmreinigung durchgeführt wurde.
Vitiligo & Schilddrüse: Was betroffene selbst tun können
Bei Vitiligo können betroffene auch selbst einer Unterfunktion der Schilddrüse entgegenwirken. Die erste wichtige Stellschraube dabei ist die Ernährung, die reichhaltig an Selen, Eisen und Jod sein sollte. Die folgenden Lebensmittel sind gute Lieferanten für diese Elemente:
- Brokkoli
- Petersilie
- Algen
- Thunfisch
- Hering
- Spinat
- Steinpilz
- Thymian
Brokkoli, Algen und Spinat haben einen hohen Gehalt an Jod. Selen wird durch Steinpilze, Hering und Thunfisch geliefert. Petersilie und Thymian dagegen versorgen den Körper mit Eisen. Diese Lebensmittel sollten jedoch ausschließlich bei einer entsprechenden Fehlfunktion des Organs vermehrt konsumiert werden, da beispielsweise Spinat sehr viel Histamin enthält, welches bei autoimmunen Krankheiten eher gemieden werden sollte.
Eine vollständige Unterbindung einer Unterfunktion kann bei Vitiligo durch die tägliche Einnahme von Hormon-Präparaten erzielt werden. Die Tabletten setzen Thyroxin frei, das Hormon, welches die Schilddrüse selbst nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert. Bei einer entsprechenden Einnahme der Medikamente sollte geprüft werden, ob diese bei einer Therapie der Weißfleckenkrankheit mittels medizinischer Präparate keine Wechselwirkungen auslösen und kombiniert werden dürfen.
Fazit: Behandlung der Schilddrüse bei Vitiligo
Auch wenn es zunächst unbemerkt bleibt, kann bei Vitiligo-Patienten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch ein Problem mit der Schilddrüse vorliegen. Betroffene sollten sich daher gründlich auf möglicherweise vorhandene Unstimmigkeiten checken lassen, um eine Verbindung zwischen beiden Erkrankungen aufzudecken oder auszuschließen. Eine Behandlung kann somit zielgerichteter erfolgen, was ein zufriedenstellendes Endergebnis wahrscheinlicher macht. Nach einer erfolgreichen Therapie laufen nicht nur Stoffwechselprozesse schneller und unbeschwerlicher, sondern kann sich auch das Hautbild deutlich verbessern.